Resonanzgesetz revisited
Unser Universum ist auf der Basis der sogenannten kosmischen Gesetze gestrickt, lebendig und erschaffend:
1. Das Gesetz der Einheit oder des Geistes – Der Anfang von allem, vom Universum, von der Schöpfung, ist Einheit. Alles kommt aus einem Ursprung, aus einem geistigen Feld. Alles ist über dieses geistige Feld miteinander verbunden. Alles kehrt am Ende, was auch immer das Ende bedeutet, zur Einheit zurück.
2. Das Gesetz der Entsprechung – Wie oben, so unten – wie unten, so oben. Auf allen Realitätsebenen oder Dimensionen wirken alle kosmischen Gesetze. Der Makrokosmos spiegelt sich im Mikrokosmos und umgekehrt. Die geistige Welt spiegelt sich in der planetaren Welt, in allen Dimensionen dazwischen und umgekehrt. Die Innenwelt spiegelt sich in der Außenwelt und umgekehrt.
3. Das Gesetz der Schwingung – Alles im Universum ist Bewegung, alles schwingt, nichts ruht. Verschiedene Schwingungsfrequenzen zeigen sich durch eine unterschiedliche Dichte der Materie und Energien. Wir nehmen zumeist nur die dichteste Manifestation in Form von Körpern wahr. Das Gesetz der Schwingung beinhaltet auch das der Gesetz der Resonanz, der Anziehung und Spiegelung, worauf später genauer eingegangen wird.
4. Das Gesetz der Polarität – Alles im Universum existiert in relativer Dualität: Licht – Schatten, groß – klein, kalt – warm, laut – leise,… Beide Seiten gehören zum gleichen Kontinuum. Das eine ist nur durch das andere wahrnehmbar.
5. Das Gesetz des Rhythmus – Alles im Universum bewegt sich in einem ständigen Rhythmus, in Zyklen, im Kommen und Gehen, im Auf und Ab, in Ebbe und Flut, in Jahreszeiten, in Erschaffung und Zerstörung, in Wiedergeburt…
6. Das Gesetz von Ursache und Wirkung – Jede Ursache hat eine Wirkung, jede Wirkung hat eine Ursache.
7. Das Gesetz des dynamischen Gleichgewichts – Alles setzt sich aus zwei dynamischen Prinzipien zusammen, nämlich dem männlichen und weiblichen Prinzip bzw. der männlichen und weiblichen Energie, unabhängig vom biologischen Geschlecht. Die Vereinigung dieser beiden Prinzipien/ Energien stellt ein höheres spirituelles Ziel dar. Ohne beide Prinzipien ist Schöpfung nicht möglich.
Das nur noch einmal grob zum Einstieg und um den Kontext herzustellen, genauer möchte ich auf das Resonanzgesetz oder auch das Gesetz der Anziehung und Spiegelung eingehen. Dieses Gesetz oder diese Prinzipien beruhen auf dem Gesetz der Schwingung. Das Gesetz der Entsprechung ist ebenso damit verwoben, wie alle kosmischen Gesetze nicht voneinander zu trennen sind. Das Gesetz der Resonanz, Anziehung und Spiegelung besagt Folgendes:
Je nach dem, wie wir aufgrund unserer Gedanken, Gefühle, Glaubenssätze, Überzeugungen etc. energetisch schwingen und damit Frequenzen aussenden, ziehen wir Situationen, Umstände und Menschen in unser Leben, die uns unser Inneres spiegeln. Wir beteiligen uns also gleichzeitig bewusst oder unbewusst am Erschaffen unserer Lebensumstände. Vor allem uns nahestehende Menschen und Liebespartner dienen uns über diese Prinzipien oft als Spiegel unseres Inneren. Darüber können sie uns Selbsterkenntnis und so Heilung und Wachstum bringen.
Die äußeren Umstände und die Interaktion mit anderen Menschen als Spiegel für innere Prozesse oder den inneren Fokus zu sehen, birgt in der Tat ein immenses Potential für Transformation und Wachstum. Es bringt aber auch Gefahren und Missverständnisse mit sich, auf die ich nun einen genaueren Blick werfen möchte.
Wenn alles Schwingung ist, unsere Gedanken, unsere Gefühle, unsere Glaubenssätze und Überzeugungen etc., so schwingt unser gesamtes Inneres, also unser gesamtes Dasein. Wir kreieren unsere Lebensumstände und Interaktionen damit nicht nur auf der bewussten Ebene, sondern, meiner Meinung nach, maßgeblich auch auf der unbewussten Ebene mit. Unsere unterdrückten Emotionen, Erfahrungen, Muster und Energiefrequenzen ziehen entsprechende Energien an und führen zu bestimmten Situationen in unserem Leben. Deswegen kreieren, oft gut gemeinte, positive Affirmationen und falsch verstandenes positives Denken häufig nicht oder nicht allein die erwünschten Ergebnisse für die äußeren Umstände und unser Wohlbefinden. Im Gegenteil, es besteht sogar die Gefahr, dass es durch beides zu noch mehr Kontrolle des vermeintlich „Negativen“ kommt. Unangenehme Gefühle, Gedanken und Empfindungen werden durch bewusst eingesetzte, positiv formulierte Sätze so eher verdrängt als umgewandelt. Das Unbewusste oder Verdrängte in uns wirkt und schwingt weiter. Das, was wir uns für unser Wohlbefinden und die äußeren Umstände wünschen und fokussieren, bleibt dabei aus oder kehrt sich ins Gegenteil.
Tatsächlich bringt das, was in unsere Wirklichkeit dringt, folgende Chance: Wir können bewusst beobachten, was die äußere Umstände oder ein anderer Mensch uns aufzeigen. Dabei können wir schauen, wie wir damit umgehen möchten und welches Thema das Erlebte im Inneren anspricht. Weiter können wir beobachten, welche Beachtung das innere Thema von uns braucht, anstatt dieses zu ignorieren und uns zu positivem Denken zu zwingen. Letzteres wäre dann auch eher wieder ein Überlagern von dem, was ist.
Ein positiver Fokus ist hilfreich für das psychische Wohlbefinden und für die Erreichung bestimmter Ziele und Manifestationen. Er sollte aber nicht dazu führen, dass alles, was wirklich in uns passiert und gefühlt werden möchte, überlagert und verdrängt wird. Um zu erkennen, wann hier wirklich positives Denken in Kontrolle vom “Negativem” und Verdrängung übergeht, brauchen wir große Sensibilität, Übung, Bewusstsein und den eigenen individuellen Prozess, der nicht von jemand anderem in Worte oder Anleitungen gefasst werden kann.
Nehmen wir als Beispiel eine Interaktion mit einem Menschen, der uns nach anfänglich freundlicher Interaktion auf einmal immer häufiger kritisch und ablehnend begegnet oder nicht die gewünschte Aufmerksamkeit schenkt und in Ablenkung versinkt. Hier können wir, wenn das Gesetz der Resonanz, Anziehung und Spiegelung für uns stimmig ist, Inne halten, in uns gehen und z.B. die Gefühle spüren, die der Interaktionspartner auslöst. Häufig sind dabei auch sehr alte, gleichzeitig ausgelöste Gefühle wieder spürbar. Ebenso können wir nachspüren, wo wir uns im Inneren selbst mit Ablehnung und nicht ausreichender Aufmerksamkeit begegnen, was uns eventuell durch die äußere Interaktion gespiegelt wird. Wie schon gesagt, birgt dieser Prozess immenses Wachstumspotential, bedarf aber auch der entsprechenden Power und Stabilität, um ihn zu halten.
Hinter dem eben genannten Punkt verbirgt sich eine weitere Möglichkeit, die zu Missverständnissen führen kann. Das in spirituellen Kreisen häufig verkündete Motto „Alles im Außen ist ein Spiegel für dein Inneres. Suche die Ursache in dir. Ändere dein Inneres und es wird dir Außen widergespiegelt werden.“ kann auch die indirekte Botschaft haben und halbbewusst oder unbewusst so verstanden werden: „Alles im Außen, alles, was dir begegnet, liegt in seiner Ursache in dir und in deiner Verantwortung.“, im Sinne von „Alles, was dir passiert ist deine Schuld.“.
„Dass der Andere mich nicht wertschätzend behandelt, habe ich kreiert. Welches Thema in mir braucht Optimierung?“. Hier kann eine eigene Schuldzuweisung für alles, was einem passiert, geschehen. Daraus kann z.B. eine Verhaltenstendenz folgen, dass nicht wertschätzendes, nicht respektvolles oder übergriffiges Verhalten vorschnell entschuldigt wird, „denn, ich habe ja alles durch meine Schwingung kreiert und nur ich müsste mich ändern, damit der andere auch wieder netter zu mir ist oder ich freundlichere Menschen in mein Leben ziehe.”
Ebenso könnte es sein, dass hier alte erlernte Verhaltensmuster aus dysfunktionalen Familiendynamiken andocken, die in nahezu jeder Familie vorhanden sind. Wenn wir, wie oben, beim Thema Aufmerksamkeit bleiben, können wir Kinder als Beispiel nehmen, die im jungen Alter nicht ausreichend emotionale Aufmerksamkeit von ihren Eltern bekommen haben. Vielleicht waren die Eltern oft abgelenkt, zu beschäftigt, hatten mit sich selbst zu tun, waren depressiv o.Ä. Kinder beziehen das nicht ihren Bedürfnissen entsprechende Verhalten der Eltern oft auf sich selbst und suchen die Schuld in sich. Sie versuchen durch entsprechende Verhaltensweisen und Bewältigungsstrategien, z.B. Quengeln, Herumzappeln, Streit anfangen, sich an die Bedürfnisse der Eltern anzupassen etc. dann doch deren Aufmerksamkeit zu erlangen und sei es negative Aufmerksamkeit. Die darüber zeitweise erlangte Aufmerksamkeit bestätigt ihnen indirekt und eher unbewusst: „Wenn ich mein Verhalten auf bestimmte Weise verändere, verändert sich das Verhalten meiner Eltern. Ich bekomme dann irgendwie das, was ich brauche, also bin ich Auslöser des Verhaltens meiner Eltern und kann es auf diese Art indirekt beeinflussen.”
Solche Annahmen, Schuld- und Verantwortungsgefühle aus den Eltern-Kind-Interaktionen verfestigen sich häufig zu halbbewussten oder unbewussten Glaubenssätzen, unterdrückten emotionalen und energetischen Mustern. Diese können einen auch noch im späteren Leben lenken. Unbewusste kindliche Annahmen, wie eben beschrieben, könnten leicht auf die spirituelle Dimension übertragen werden: „Ich bin verantwortlich für das, was im Außen passiert bzw. was der Andere macht. Wenn ich mich im Inneren ändere, schwinge ich anders und das Außen verändert sich. Der Andere und die Umwelt können sich nur so verhalten, weil ich so schwinge.“
Meine Antwort darauf ist: Durch die spirituelle Brille betrachtet, stimmt es, dass ich wahrscheinlich durch meine Themen auf besondere Art und Weise energetisch schwinge und dadurch bestimmte Lebensumstände und Menschen in meinem Leben habe, die mir diese Themen spiegeln.
Aber das heißt nicht, dass ich Schuld und verantwortlich für alles im Außen bin, vor allem nicht für das Verhalten anderer.
Ebenso wenig heißt es, dass ich erst alles an mir verändern muss, bis ich bei verletzendem oder grenzüberschreitendem Verhalten etwas entgegensetze oder meine Wahrheit spreche. Genauso wenig heißt es, dass ein solches Verhalten in Ordnung ist, entschuldigt oder sofort objetktiv von oben betrachtet werden muss, sondern, dass hier Grenzen gesetzt und aufgezeigt werden sollten.
Darüber hinaus sind die Themen der äußeren und inneren Welt oft nicht so komplementär wie im obigen Bespiel: „Die andere Person lehnt mich ab, also lehne ich mich im Inneren irgendwo selber ab.” Die sogenannte Spiegelung bedarf viel genauerer individueller Erforschung und ist sehr komplex. Nehmen wir noch einmal als Beispiel die Situation, dass mir jemand ignorantes Verhalten spiegelt bzw. mich damit konfrontiert. Hierbei ist es keinesfalls eins zu eins so, dass dieser Mensch sich mir gegenüber so verhält, weil energetische Muster wie „ich werde ignoriert“ oder „ich ignoriere meine eigenen Bedürfnisse“ in meinem Energiefeld schwingen. Vermutlich hat das Gegenüber sich im Laufe seines Lebens als Bewältigungsstrategie angeeignet, auf bestimmte Auslöser in Interaktionen mit Vermeidung und Ignoranz zu reagieren. Wahrscheinlich verhält sich diese Person so, um Konfrontationen zu vermeiden oder bestimmte Gefühle nicht fühlen zu müssen.
Warum ziehe ich diese Person in mein Leben? Dies kann verschiedene und individuelle Gründe haben. Vielleicht habe ich ein Thema mit Grenzsetzung, vielleicht habe ich bestimmte unbewusste Vorstellungsmuster, wie sich eine Frau oder ein Mann in bestimmten Situationen verhält, vielleicht bin ich in unsicherer Bindung und Familieninteraktion aufgewachsen, in der nicht adäquat auf meine Bedürfnisse reagiert wurde, vielleicht hatte ich, wie oben beschrieben, Eltern, die mit sich selbst beschäftigt waren und mir nicht die entsprechende Aufmerksamkeit geschenkt haben, die ich benötigt hätte. Das heißt aber nicht, dass ich über spirituelle Praxis und spirituelle Sichtweisen in alte Muster verfallen sollte, indem ich z.B. versuche allein bei mir die Verantwortung zu suchen. Ebenso wenig heißt es, dass ich in alte Muster verfallen sollte, indem ich versuche mich zu ändern, damit der andere sich ändert und mir doch die so dringend benötigte Aufmerksamkeit gibt.
Idealer wäre es, die Emotionen zuzulassen, die mein Interaktionspartner in mir auslöst, und diese zu spüren. Sie sind sehr wahrscheinlich mit ganz alten, verdrängten Emotionen aus meiner Kindheit vermischt. Anschließend kann ich mir bewusst werden, dass dieses alte Eltern-Kind-Thema hochkommt und dass es damals nicht meine Schuld war, dass meine Eltern z.B. abwesend waren. Als erwachsener Mensch kann ich dann meinem jetzigen Interaktionspartner deutlich machen, was ich brauche und was zu weit geht. Danach habe ich die Möglichkeit, mich weiter der Widmung und Heilung des Themas, das mir bewusst geworden ist, zuzuwenden.
Wie gesagt, ist jedes Thema, das hinter einer sogenannten Resonanz, Anziehung und Spiegelung steckt, individuell und bedarf der Innenschau und Reflexion. Das Wichtigste ist dabei, alle Gefühle, Gedanken und Empfindungen, die durch bestimmte Umstände im Äußeren oder durch gewisse Interaktionen auftauchen, da sein zu lassen und zu spüren. Darüber hinaus sollten wir uns bewusst machen, was uns gut tut und was nicht sowie unsere Bedürfnisse, Vorstellungen und Werte entsprechend aussprechen. Jeglicher positiver Fokus oder das positive Denken darf auf diesen Prozess zusätzlich darauf gesetzt werden.
Je mehr wir uns auf den hier diskutierten Prozess einlassen, umso bewusster gehen wir mit uns selbst und mit anderen Menschen um. Je mehr wir unsere eigenen Themen betrachten, unsere Gefühle fühlen und diese dadurch auflösen, umso höher schwingen wir energetisch. Über die dadurch erreichte höhere Schwingung ziehen wir letztendlich das in unser Leben, was das Beste und Dienlichste für uns zu diesem Zeitpunkt ist… und das ist für jeden Menschen, und für jeden spezifischen Zeitpunkt etwas anderes und manchmal ganz entgegen der eigenen gesetzten positiven Gedanken und Erwartungen… und manchmal schon im Geschehen oder im Nachhinein noch viel besser als alle vorherigen Vorstellungen und Wünsche.
Autor: Carina Hahn